Mikroskopische Präparate von Nadelholz

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Als Fotografen sehen wir mikroskopische Präparate unter anderen Aspekten als Wissenschaftler. Wir lassen uns von Formen, Farben und abstrakten Mustern begeistern. Und das war auch die Triebfeder, uns mit Holz bzw. -schnitten zu beschäftigen. Unterschiedliche Vergrößerungen liefern faszinierende Details und motivieren, tiefer in die Materie der Holzanatomie einzutauchen.

Im ersten Teil der dreiteiligen Artikelserie ging es um die Herstellung von Holzdauerpräparaten, im zweiten und dritten Teil stehen die Unterschiede im Gefäßsystem von Nadel- und Laubbaumarten im Vordergrund. Das Vorhanden- oder Nichtvorhandensein von Harzkanälen ist ein erste Indikator bei der Bestimmung von Nadelhölzern. Der dritte Teil wird sich mit Laubholz und dessen gegenüber dem Nadelholz komplexer entwickelten Gefäßsystem, auseinandersetzten. Weiters zeigen wir in diesem Teil die mikroskopischen Details des „Ventilsystems“ (Hoftüpfel) des Nadelholzes stark vergrößert. Die Stellung des Torus ist dafür entscheidend, ob bzw. in welche Richtung Nährstoffe transportiert wird.

Als kurze Wiederholung: mikroskopische Holzproben schneidet man in drei definierten Schnittlagen (quer, tangential und radial) und kann damit die Anatomie des Holzes zeigen und erhält die Grundlage für die Bestimmung. Zur besseren Erkennbarkeit der Strukturen werden die Holzproben gefärbt. Im Quer- und Radialschnitt sind z. B. die Jahresringe erkennbar, die Rückschlüsse auf Niederschlagsmengen, Hitzewellen oder ob der Baum durch einen anderen Baum Stress hatte, erlauben. Die Muster der Jahresringe sind über Hunderte Jahre zurück bekannt und ermöglichen so die Altersbestimmung eines Baumes. Radial- und Tangentialschnitt gestatten einen erweiterten Einblick in die Transportsysteme des Baumes.

Es gibt weltweit ca. 700 Nadelholzarten. Zu den Vertretern ohne Harzkanäle gehören u. a. Eiben, Tannen, Wacholder und Thujen. Vertreter mit Harzkanälen sind u. a. Kiefern, Lärchen und Fichten.

Probenmaterial

Für diesen Beitrag wurde nur Stammmaterial der vier Nadelholzarten aus dem Splintholz verwendet, da es sich hierbei um physiologisch aktives Holz handelt. Ohne Harzkanäle: Thuja gigantea und Juniperus communis, mit Harzkanälen Pinus mugo und Picea abies.

In den Abbildungen zeigen wir u. a. Harzkanäle, Tracheiden, Holzstrahlen und Hoftüpfel.

Die Tracheiden sind wie ein Schlauch aufgebaut, dessen beide Enden spitz zulaufen. In den Wänden befinden sich Öffnungen, in denen die Hoftüpfel sitzen. Die Tracheiden regeln den Flüssigkeitstransport in der lotrechten. Die im Radialschnitt gut sichtbaren Holzstrahlen verlaufen horizontal. Das Verhältnis zwischen Tracheiden und Holzstrahlen ist ca. 90 zu 10, die Tracheiden überwiegen also deutlich.

Im Falle von Verletzungen wird Harz über die Harzkanäle zu den verletzten Stellen transportiert.

Ein Nadelbaum wächst nicht nur in die Höhe, sondern auch der Stamm nimmt beim Wachstum an Breite zu. In den Jahresringen lassen sich die Vegetationsperioden erkennen. In unseren Breiten unterscheidet man zwischen einer Wachstumsphase im Frühjahr bis Sommer (Frühholz) und einer Ruhephase im Spätherbst und Winter (Spätholz).

Literatur (kleiner Auszug)

Grosser, Dietger: Die Hölzer Mitteleuropas; ISBN 3935638221
Krüssmann, Gerd: Handbuch der Nadelgehölze; ISBN 3-489-62622-2
Miggel, Bernd: Holzbestimmung mit dem Mikroskop; ISBN 978-930167-81-4
Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm und Roloff: Lexikon der Nadelbäume; ISBN 978-3- 933203-80-9
Schweingruber, Fritz H.: Microscopic Wood Anatomy – Mikroskopische Holzanatomie – Anatomie microscopique du bois; ISBN 978-3-945941-13-3
Schweingruber, Fritz Hans, Annett Börner und Ernst-Detlef Schulze: Atlas of Stem Anatomy in Herbs, Shrubs and Trees Vol. 1; ISBN 978-3-642-11637-7
Schweingruber, Fritz Hans, Annett Börner und Ernst-Detlef Schulze: Atlas of Stem Anatomy in Herbs, Shrubs and Trees Vol. 2; ISBN 978-3-642-20434-0
Wagenführer, Rudi: Anatomie des Holzes; ISBN 3-87181-351-6

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