Mikroskopische Präparate von Laubholz

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Als Fotografen sehen wir mikroskopische Präparate in der Regel unter anderen Aspekten als Wissenschaftler. Wir lassen uns von Formen, Farben und abstrakten Mustern begeistern. Und das war ursprünglich auch die Triebfeder, uns mit Holz bzw. -schnitten zu beschäftigen. Unterschiedliche Vergrößerungen liefern faszinierende Details und motivieren, tiefer in die Materie der Holzanatomie einzutauchen. Im Laufe der Zeit ist aber auch das Interesse an den anatomischen Details gestiegen und so wird die Liste der bearbeiteten Holzarten immer länger.

Im ersten Teil der dreiteiligen Artikelserie ging es um die Herstellung von Holzdauerpräparaten, im zweiten standen die unterschiedlichen Nadelholzarten im Fokus und in diesem dritten Teil geht es jetzt ausschließlich um Laubholz.

Als kurze Wiederholung: mikroskopische Holzproben schneidet man in drei definierten Schnittlagen (quer, tangential und radial). Zur besseren Erkennbarkeit der Strukturen werden die Schnitte gefärbt. Im Quer- und Radialschnitt sind meist Jahresringe, aber auch die Porigkeit erkennbar. Wie bereits im Teil 2 dieser Serie beschrieben, sind die Muster der Jahresringe über Hunderte von Jahren bekannt und ermöglichen so die Altersbestimmung eines Baumes. Radial- und Tangentialschnitt gestatten einen erweiterten Einblick in die Transportsysteme des Baumes. Zur sicheren Bestimmung einer Arten anhand von Holzproben sind alle drei Schnittrichtung nötig.

Während bei Nadelholz das Vorhanden- oder Nichtvorhandensein von Harzkanälen ein erster Indikator bei der Bestimmung von Nadelhölzern ist, fehlen Harzkanäle bei Laubholz vollständig.

Laubholz weist ein komplexer entwickeltes Gefäßsystem als Nadelholz auf. Der Standort hat einen Einfluss auf das Wachstum, bzw. die jährlichen Zuwachsraten. Bei den Laubholzarten ist das am horizontalen Gefäßsystem, der Porigkeit und bei den Jahresringen deutlich sichtbar. Aber es gibt z. B. Tropenholzarten, die gar keine Jahresringe ausbilden, sie zeigen ein gleichmäßiges Wachstum ohne Unterscheidung zwischen Früh- und Spätholz.

Die Anordnung der Poren und die Anordnung der Tüpfel sind wesentliche mikroskopische Unterscheidungsmerkmale, um bei Laubholz eine Bestimmung durchführen zu können. Dies gilt unabhängig davon, ob es sich um einen Baum, Ast oder Strauch handelt.

Auswertungen von Datenbanken schätzen die weltweite Zahl von Laubholzarten auf über 60.000. Wie viele davon in Österreich vorkommen, ist schwer zu sagen, bedenkt man, dass wir hier sowohl von Bäumen und Sträuchern als auch von heimischen und Fremdhölzern sprechen. Der erste Bestimmungsschritt folgt der Dreiteilung der Porigkeit im Querschnitt. Man unterscheidet zwischen ringporig (z. B. Stieleiche, Edelkastanie, Weißer Maulbeerbaum), halbringporing (z.B. Besenginster, Flieder, Berberitze) und zerstreutporing (z. B. Rotbuche, Schwarzer Holunder, Buchsbaum). Innerhalb dieser drei Hauptgruppen ist das Gefäßmuster ein weiteres Merkmal für die Bestimmung. Dabei ist zu unterscheiden ob die Gefäße einzeln, paarig, in Reihen (z. B. Stieleiche) oder in Nestern (z. B. Holunder), vorkommen.

Die Gefäßwände weisen im Radialschnitt Durchbrechungen zu weiteren Gefäßen auf, die einfach (z. B: Kirsche, Bergahorn) oder vielfach sein können. Überwiegend findet sich die einfache Durchbrechung, die bei entwicklungsgeschichtlich älteren Laubholzarten anzutreffen ist. Vielfache Durchbrechungen gliedern sich wiederum in drei Mehrfachdurchbrechungsmuster. Dabei wird im Tangentialschnitt zwischen leiterförmiger Anordnung der Tüpfel (z. B. Wilder Wein), gegenständiger Anordnung (z. B. Tulpenbaum) und wechselstän- diger Anordnung (z. B. Rosskastanie) unterschieden.

Auch in Bezug auf die Holzstrahlen bzw. das Strahlenparenchymsystem unterscheiden sich Laub- von den Nadelhölzern. Es gibt die verschiedensten Formen, Breiten und Zusammensetzungen. So weisen z. B. Hölzer von Edelkastanie, Rosskastanie, Pappel und Weiden einen einreihigen Holzstrahl auf, während man bei Eiche oder Rotbuche bis zu 20reihige Holzstrahlen findet. Damit sind auch die Holzstrahlen ein wichtiges Bestimmungsmerkmal im Tangentialschnitt. Neben der Dicke der Holzstrahlen liefern aber auch die Anordnung (z. B. homogen einreihig, heterogen ein- oder mehrreihig) und die Form der Zellen (z. B. rund oder oval) im Holzstrahl einen wesentlichen Beitrag zur Bestimmung. Darüber hinaus gibt es weitere Bestimmungsmerkmale wie z. B., dass das Kernholz eine andere Farbe aufweist (z. B. Weide) oder das Vorhandensein von Calciumoxalatkristallen (z. B. Zwetschke).

Probenmaterial

Für diesen Beitrag wurde Stamm- oder Astmaterial der gezeigten Laubholzarten aus dem Splintholz, dem physiologisch aktiven Teil, verwendet.

In den Abbildungen zeigen wir u. a. Gefäße, Holzstrahlen (Haupt und Nebenstrahlen) und Tüpfel.

Die Gefäße sind wie ein Schlauch aufgebaut, deren beide Enden spitz zulaufen. In den Wänden befinden sich Öffnungen, welche den horizontalen Flüssigkeitstransport ermöglichen. Die im Radialschnitt gut sichtbaren Holzstrahlen verlaufen horizontal.

Literatur (kleiner Auszug)

Grosser, Dietger: Die Hölzer Mitteleuropas; ISBN 3935638221
Krüssmann, Gerd: Handbuch der Laubgehölze; Band 1, ISBN 3-489-71222-6
Krüssmann, Gerd: Handbuch der Laubgehölze; Band 2, ISBN 3-489-62122-0
Krüssmann, Gerd: Handbuch der Laubgehölze; Band 3, ISBN 3-489-62222-7
Miggel, Bernd: Holzbestimmung mit dem Mikroskop; ISBN 978-930167-81-4 Schweingruber, Fritz H.: Microscopic Wood Anatomy – Mikroskopische Holzanatomie – Anatomie microscopique du bois; ISBN 978-3-945941-13-3
Schweingruber, Fritz Hans, Annett Börner und Ernst-Detlef Schulze: Atlas of Stem Anatomy in Herbs, Shrubs and Trees Vol. 1; ISBN 978-3-642-11637-7
Schweingruber, Fritz Hans, Annett Börner und Ernst-Detlef Schulze: Atlas of Stem Anatomy in Herbs, Shrubs and Trees Vol. 2; ISBN 978-3-642-20434-0
Wagenführer, Rudi: Anatomie des Holzes; ISBN 3-87181-351-6

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