Wendehals
im Wassertropfen
Lacrymaria olor
Vinzenz Ondrak
Tränentierchen,
Schwanenhalstierchen
Ein Meister der Dehnung und Kontraktion https://www.youtube.com/watch?v=gFOjAToR-FY
Lacrymaria olor,
das Tränentierchen! Wer kennt nicht diesen Ciliaten, der zu Deutsch
auch Schwanenhalstierchen genannt wird?
Sein Lebensraum - nährstoffreiche Gewässer
Es schwimmt sehr rasch mit eingezogenem Halsteil. Im Körperzentrum
fällt ein ovaler, relativ homogener Bereich auf. Hierbei handelt
es sich um den Makronucleus, der zweigeteilt ist. Zwischen den beiden
Teilen liegt der Mikronucleus. Dieses Wimpertierchen lebt räuberisch,
auf seinem Speiseplan stehen Infusorien. Größe: gestreckt bis
1.200 µ lang, kontrahiert, kaum 100 µm. Bei dieser Längenangabe
100 -1.200 µ lässt sich schon erahnen, dass es etwas Besonderes
mit diesem Ciliaten auf sich haben muss - er kann sich immerhin auf eine
weit über zehnfache Länge strecken. Der Ciliat verfügt
nämlich über einen unglaublichen, sich schnell und lang ausstreckenden,
und genauso extrem schnell wieder kontrahierenden Hals, der ständig
in Bewegung ist, sich unermüdlich streckt und zusammenzieht und dabei
scheinbar suchende Bewegungen durchführt. Interessanterweise ist
der Mechanismus, der diesem so auffallenden Bewegungsverhalten zugrunde
liegt, trotz intensiver Untersuchungen bis heute unbekannt. Natürlich
hält dieses Tier in seinen Bewegungen auch dann nicht inne, wenn
man es genauer betrachten möchte und es bedarf einiger Geduld, um
sich ein etwas klareres Bild von der Morphologie dieses Einzellers zu
machen. Der Zellkörper sowie der Hals sind gleichermaßen bewimpert.
Beim nicht ganz gestreckten Tier wird eine auffällige Schrägstreifung
der Körperoberfläche sichtbar Bei der feinen Längsstreifung
im knopfartig abgesetzten Halsendstück handelt es sich um Toxicysten,
die eine wesentliche Rolle beim Beuteerwerb spielen.
Unter Toxicysten versteht man Kapseln, die unmittelbar unter der Zellmembran
von bestimmten Einzellern lokalisiert sind. In diesem Fall befinden sich
hier knapp 100 solcher Toxicysten. Trifft das Halsendstück bei den
fast ununterbrochenen Suchbewegungen auf eine Beute, etwa auf einen zufällig
vorbeischwimmenden Ciliaten, werden blitzartig diese Toxicysten abgeschossen,
wodurch die Beute augenblicklich gelähmt wird, ähnlich wie bei
einem Sonnentierchen - und wird sodann in eine Nahrungsvakuole eingeschlossen.
Diese Vakuole wird zügig zum zentralen Körperbereich transportiert.
Je nach Nahrungsangebot können etliche Beutetiere nacheinander gefressen
werden.
Hat man also dieses
"Gummibandtierchen" zum ersten Mal im Lebendpräparat vor
Augen, wird es für immer aufgrund seiner außerordentlichen
Fähigkeit zur Körperverformung lebhaft in Erinnerung bleiben.
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