Einführung
in die Mikroskopie-Techniken
Eine der bemerkenswertesten und besten Internet-Resourcen zum Thema Mikroskopie
ist die Themensammlung, welche von der Florida State University unter
Molecular Expressions™ Exploring the World of Optics and Microscopy
bereitgestellt wird. Die Website behandelt alle wesentlichen Aspekte der
Mikroskopie von Einführungbeiträgen bis hin zur Erläuterung
der modernsten und aufwändigsten Techniken und beinhaltet einschlägige
Suchmaschinen und Themensammlungen. Ergänzt durch Bildmaterial und
Demonstrations-Applets, welche die Techniken anschaulich erläutern,
ergibt sich ein Referenzwerk, welches gleichermassen 'Einsteigern' die
faszinierende Welt der Mikroskopie und ihre Techniken näher bringt,
wie auch selbst 'Fortgeschrittenen' neuere oder sehr spezialisierte Aspekte
der Mikroskopie.
Die Molecular Expressions™ Website ist so umfangreich und übersichtlich
aufgebaut, dass eine Erläuterung nicht nötig ist, es werden
daher hier in Form von Hyperlinks nur einige der interessantesten Mikroskopie-Techniken
in einer Art und Weise herausgegriffen, die zum weiteren Studium anregen
sollen.
" Hellfeld-Mikroskopie"
" Dunkelfeld-Mikroskopie"
" Polarisations-Mikroskopie"
" Phasenkontrast-Mikroskopie"
" Differenzielle Interferenzkontrast-Mikroskopie"
" Fluoreszenz-Mikroskopie"
" Schiefe Beleuchtung"
" Rheinberg-Beleuchtung"
" Dekonvolutions-Mikroskopie"
" Confokale Mikroskopie"
Hellfeld-Mikroskopie
Während die Auflicht-Mikroskopie speziell für Materialuntersuchungen
eingesetzt wird, ist die Durchlicht-Mikroskopie mit der Hellfeld-Darstellung
die nach wie vor gängigste mikroskopische Betrachtungsmethode. Sie
geht auf Antonie van Leeuwenhoek zurück und blickt daher auf eine
mehr als 300-jährige Geschichte. Bei ihr wird das zu betrachtende
Objekt vor einem hellen Hintergrund dargestellt, und Beispiele für
Durchlicht-Betrachtungen werden wohl jedem bekannt sein, der sich je mit
mikroskopischen Abbildungen auseinandergesetzt hat (Brightfield Microscopy
Digital Image Gallery). Darüber hinaus sind jedoch weitere Betrachtungstechniken
etabliert, die teils als Alternativen, teils aber auch als mehr oder weniger
einzige Möglichkeiten der Betrachtung bestimmter Objekte geeignet
sind.
Dunkelfeld-Mikroskopie
Die Dunkelfeld-Mikroskopie stellt die Strukturen des Objekts vor einem
dunklen Hintergrund dar. Dies wird dadurch erzielt, dass durch ausschließlich
schräge Beleuchtung des Objektes kein ungestreutes Licht über
die Objektebene hinaus auf das Objektiv trifft. Benötigt wird dazu
lediglich eine im Durchmesser auf das jeweilige Objektiv abgestimmte runde
Dunkelfeld-Blende im Strahlengang unterhalb des Objektes, die in den gängigen
Universalkondensoren üblicherweise enthalten oder zumindest einsetzbar
ist. Abbildungsbeispiele finden sich in der Darkfield Microscopy Digital
Image Gallery.
Polarisations-Mikroskopie
Ebenfalls mit unmodifizierten Objektiven arbeitet die Polarisations-Mikroskopie,
bei der die doppelbrechenden Eigenschaften bestimmter Objekte wie beispielsweise
von Kristallen genützt werden, um ein im normalen Durchlicht zwar
meist ebenfalls sichtbares Objekt, allerdings wesentlich kontrast- und
farbreicher darzustellen. Wesentliche Zusatzeinrichtung für die Polarisations-Mikroskopie
ist die Einbringung eines Polarisators in den Strahlengang des Mikroskops
vor dem Objekt, und eines Analysators nachdem das polarisierte Licht das
Objekt durchlaufen hat. Die zunächst auslöschende Wirkung einer
gekreuzten Polarisator- / Analysator-Kombination resultiert bei doppelbrechenden
Strukturen in Interferenzbildungen, die nicht nur für die Abbildung
bestimmter Objekte unumgänglich sind, sondern auch zu den schönsten
Darstellungsvarianten der Mikroskopie gehören. Beispiele finden sich
in der Polarized Light Digital Image Gallery. Da eine Polarisator- / Analysator-Kombination
grundsätzlich relativ preiswert zu beschaffen sein kann sollte bei
Überlegungen zur Anschaffung eines neuen Mikroskops immer auch die
Möglichkeit in Betracht gezogen werden, den Polarisator (meist mittels
eines Filterauflagerings) und den Analysator (meist mittels eines Tubus-Einschubs)
in den Strahlengang einbringen zu können.
Phasenkontrast-Mikroskopie
In den 1930-er Jahren wurde vom niederländischen Physiker und Nobelpreisträger
Fritz Zernicke eine Technik entwickelt, die es erlaubt, in kontrastarmen
sog. Phasenobjekten kleine Phasenänderungen aufgrund ihrer Brechungseffekte
kontrastreich darzustellen. Die Phasenkontrast-Mikroskopie arbeitet ebenfalls
mit Blenden im Strahlengang unterhalb des Objektes, meist in einem Universalkondensor
liegend. Anders als bei der Dunkelfeld-Mikroskopie sind es hier allerdings
Phasenring-Blenden, die in ihren Abmessungen mit Phasenplatten korrespondieren,
die in speziellen Phasenkontrast-Objektiven eingesetzt sind. Verbreitet
sind die Bezeichnungen Ph I, Ph II und PH III, die an die Objektivspezifikation
angehängt sind und die zum jeweiligen Objektiv passende Phasenring-Blende
beschreiben. Vor allem aufgrund der speziellen Phasenkontrast-Objektive
folgt bereits, dass es sich hier um eine etwas aufwändigere Technik
handelt, wobei allerdings die Aufpreise von Phasenkontrast-Objektiven
ggü. entsprechenden Objektiven ohne Phasenkontrast-Ring im relativ
moderaten Bereich liegen. Hier lohnt es sich also ebenfalls, im frühen
Planungsstadium Preisvergleiche anzustellen um bei der Anschaffung der
entsprechenden Objektivserie die richtige Entscheidung für die allenfalls
später gewünschte Phasenkontrast-Methode zu treffen. Zu beachten
ist, dass bei der Phasenkontrast-Mikroskopie bei zunehmender Probendicke
verstärkt sog. Haloeffekte auftreten, sie ist also eine - heute durchaus
noch sehr gebräuchliche und nützliche - Kontrastierungsmethode
für tendenziell dünnere Proben. Beispiele finden sich in der
Phase Contrast Microscopy Image Gallery.
Differenzielle
Interferenzkontrast-Mikroskopie
Während die in den 1950-er Jahren vom französischen Optiker
Georges Nomarski entwickelte Diffenzielle Interferenzkontrast-Mikroskopie
(DIC) nach physikalisch / optisch anderen Prinzipien arbeitet, ist sie
als Alternative zur Phasenkontrast-Mikroskopie ebenfalls zur kontrastreichen
Darstellung von Phasenobjekten geeignet. Von diesen liefert der DIC eine
Dreidimensionalität-simulierende monochrome Abbildung, in der Phasenänderungen
des Objekts in Kontrastunterschiede umgewandelt werden. Der DIC unterliegt
nicht der Halobildung des Phasenkontrastes und eignet sich auch für
die Darstellung nicht allerdünnster Objekte. In diesen wird im DIC
sogar eine Art 'Schärfenebene' selektiert bzw. mehr oder weniger
'herausgefiltert', wodurch sich die Technik u.a. für z-Stapelaufnahmen
besonders eignet. Der DIC arbeitet ebenfalls mit polarisiertem Licht,
welches unterhalb des Objektes durch ein (Wollaston- oder Nomarski-) Prisma
in zwei orthogonal verschobene Strahlengänge geteilt wird, die nach
Durchlaufen der Probe und des Objektivs zunächst durch ein zweites
(Wollaston- oder Nomarski-) Prisma (DIC-Schieber, meist kontrastverändernd
justierbar) wieder vereinigt werden, bevor ein Analysator passiert wird.
Die Voraussetzungen für DIC sind daher nicht nur die relativ kostspieligen
Prismen, sondern neben der schon für die Polarisations-Mikroskopie
benötigten Polarisator- / Analysator-Kombination zusätzlich
eine DIC-Schieber-Aufnahme im Strahlengang oberhalb des Objektivs, üblicherweise
durch einen speziellen Objektivrevolver. DIC ist sowohl mit Phasenkontrast-Objektiven,
als auch solchen ohne Phasenkontrast-Ring möglich, bei entsprechender
Ausrüstung kann also an ein und dem gleichen Gerät alternativ
sowohl Phasenkontrast als auch DIC realisiert werden, was bei schwierigeren
Phasenobjekten durchaus ergänzende Informationen liefern kann. Beispiele
für DIC-Aufnahmen finden sich in der Differential Interference Contrast
Digital Image Gallery.
Fluoreszenz-Mikroskopie
Als letzte wesentliche 'klassische' Kontrastierungsmethode ist hier die
Fluoreszenz-Mikroskopie zu nennen, die auf die Entdeckung des britischen
Forschers Sir George Stokes zurückgeht, dass gewisse Stoffe unter
der kurzwelligen UV-Beleuchtung Strahlung grösserer Wellenlänge
aussenden. Die Stokes-Verschiebung gibt den Abstand zwischen der Wellenlänge
an, bei der das Leuchten des Farbstoffs am besten angeregt wird, und jener
Wellenlänge, bei der das meiste Licht abgestrahlt wird. Fluoreszenz-Mikroskopie
wird überwiegend im Auflicht durchgeführt, was separate Lichtführung
von UV-Licht bedingt, sowie den Einsatz von Teilerspiegeln im Strahlengang
oberhalb des Objektes. Seit etwa den 1930-er Jahren hat sich die Fluoreszenz-Mikroskopie
vor allem in der Histologie und Bakterienforschung etabliert und erfreut
sich heute in einem Umfeld intensiver medizinischer Forschung im Bereich
der Zellbiologie aufgrund inzwischen ausgefeilter Gerätetechnik und
der anwendungsspezifischen Entwicklung modernster Fluorochrome in diesem
Bereich grössten Interesses. Neben den bis dato zum Einsatz kommenden
Quarz- oder Xenon-Beleuchtungen sind die Voraussetzungen für Fluoreszenz-Mikroskopie
meist der Einsatz geeigneter Fluorochrome, weiters sehr lichtstarke Objektive,
Teilerspiegel für die jeweiligen Anregungs- und Emissionsspektren,
hochwertige Digitalkameras für Langzeitbelichtungen, vorzugsweise
mit Digitalrauschen-unterdrückender Kühlung, und - nicht zu
vergessen - Vorkehrungen für den Augenschutz aufgrund der Gefährlichkeit
der UV-Strahlung. Insgesamt also sowohl von den Anwendungsbereichen, als
auch von der Geräteausstattung jedenfalls im Grenzbereich selbst
für fortgeschrittene Mikroskopiker gelegen, eröffnet die Fluoreszenz-Mikroskopie
nichtsdestoweniger faszinierende Einblicke vor allem in die Bereiche der
Grundlagen des biologischen Lebens. Beispiele finden sich in der Fluorescence
Microscopy Image Gallery. Nicht unerwähnt sollte die Fähigkeit
einer Reihe von Stoffen zur 'Eigenfluoreszenz' bleiben, die Fluoreszenz-Mikroskopie
zumindest ohne Einsatz von Fluorochromen durchaus ermöglicht, da
beispielsweise das dem botanisch interessierten Mikroskopiker laufend
begegnende Chlorophyll die Fähigkeit zur Eigenfluoreszenz hat. Ein
weiterer Durchbruch für die Fluoreszenz-Mikroskopie ist für
jenen Zeitpunkt zu erwarten, wenn UV-LED's in geeigneten Ausführungen
zur Verfügung stehen, eine Entwicklung, die bereits im Laufen ist.
Schiefe Beleuchtung
Die schiefe Beleuchtung wird unabhängig vom Kontrastverfahren relativ
häufig eingesetzt, um Konstrastveränderungen und ggf. Auflösungssteigerungen
zu erreichen.
Rheinberg-Beleuchtung
Leider etwas 'aus der Mode gekommen' ist die als optische Färbung
einstufbare, an die Dunkelfeld-Mikroskopie anlehnende Rheinberg-Beleuchtung,
zu der die benötigten Filter nur mehr relativ schwierig zu erhalten
sind, obwohl die optischen Effekte sehr ansprechend sein können und
abgesehen von einem Filterhalter keine aufwändigen Mikroskopzusätze
nötig sind. Auf breiter Ebene weniger durchgesetzt hat sich der erst
1975 entwickelte Hoffmann-Modulations-Kontrast, möglicherweise nicht
zuletzt auch deshalb, weil u.a. wiederum spezielle Objektive dafür
benötigt werden (Beispiele: Hoffmann Modulation Contrast Microscopy
Digital Image Gallery).
Dekonvolutions-Mikroskopie
Dekonvolutions-Mikroskopie und Confokale Mikroskopie (LSCM) werden hier
nur am Rande erwähnt, da sie über den Rahmen dieses Artikels
hinausgehende Spezialtechniken sind, die höchste Anforderungen an
die Mikroskoptechnik und die Bildverarbeitung stellen. Sie haben das Ziel,
systembedingte Unschärfen weiter zu reduzieren und zielen auf die
dreidimensionale Darstellung optischer Präparatschnitte ab. Bei der
Dekonvolutions-Mikroskopie werden im Fluoreszenzverfahren aufgenommene
Bilderstapel mit einem Computer verarbeitet.
Confokale Mikroskopie
B ei der Confokalen Mikroskopie werden Proben computergesteuert von einem
Laserstrahl abgetastet, die punktförmigen Bildinformationen gescannt,
und mittels eines Computers zu Bildern zusammengesetzt. |