Tabelle 1: Habichtskauz-Zuchtnetzwerk 2009
Typ |
Besitzer
|
Anzahl
Paare |
Anzahl
Junge |
OZO |
Alpenzoo |
1
|
3 |
OZO |
Schönbrunn |
2 |
2 |
OZO |
Zoo
Salzburg |
1 |
6 |
Zuchtstation |
EGS |
9 |
8 |
sonstige |
MA
42 |
1 |
2 |
sonstige |
OAW |
1 |
2 |
sonstige
|
St.
Pölten |
1 |
0 |
sonstige
|
Steiermark |
2 |
0 |
sonstige
|
Wien |
2 |
2 |
Summe |
|
20 |
25 |
2.2 Geschlechterverhältnis
freigelassener Käuze
Während das Geschlechterverhältnis freigelassener Eulen im Biosphärenpark
Wienerwald relativ ausgeglichen war, konnte das Verhältnis zu Gunsten
von Weibchen im Wildnisgebiet am Dürrenstein im ersten Jahr noch
nicht ausgeglichen werden. Grund dafür war einerseits verzögerte
Probennahme der Vogelbesitzer und andererseits Fehlbestimmungen bei der
genetischen Analyse.
Tabelle 2: Geschlechterverhältnis
freigelassener Käuze im Jahr 2009
|
Männchen |
Weibchen |
Biosphärenpark Wienerwald |
7 |
6 |
WildnisgebietDürrenstein |
2 |
7 |
Summe
|
9 |
13 |
Bei Berücksichtigung
aller gegen Jahresende 2009 nachweisbarer Vögel bleibt das Missverhältnis
unverändert. Allerdings ist die Individuenzahl derzeit ohnedies noch
so gering, dass es in den kommenden Jahren schon rein zufällig zu
einem Ausgleich kommen wird.
Tabelle 3: Geschlechterverhältnis
der zu Jahresende 2009 nachweisbaren Käuze
|
Männchen |
Weibchen |
Biosphärenpark Wienerwald |
3 |
2 |
WildnisgebietDürrenstein |
0 |
3 |
Summe
|
3 |
5 |
2.3 Analyse der
Nahrungsverfügbarkeit
In der Literatur
wird die Buche in der submontanen und montanen Höhenzone oft als
wesentlichste Determinate für das Vorkommen von Habichtskäuzen
genannt. Ihre Fähigkeit zu massiger Samenschüttung beeinflußt
die Abundanz diverser Kleinsäuger in diesen Bereichen maßgeblich.
Während die
Buche im Wildnisgebiet (Meßstation Lunz) im Jahr 2009 ein relativ
hohes Maß erreichte, schnitt die Samenproduktion der Buche im Biosphärenpark
(Meßstation Maria Brunn) unterdurchschnittlich ab.
Im Jahr 2009 fruktifizierte die Eiche in beiden Freilassungsgebieten überdurchschnittlich
gut. Während sich das im Biosphärenpark durchaus positiv auf
die Kleinsäuger Zusammensetzung auswirken dürfte, ist die Flächendeckung
der Eiche im Wildnisgebiet sehr gering und die Effekte der Eichenmast
auf Kleinsäuger daher beinahe vernachlässigbar.

Abbildung 5: Baummast bei Buche und Eiche in den beiden Freilassungsgebieten
als Prozent des Maximalwertes jedes Standorts im Zeitraum der letzten
25 Jahre. Quelle BFW, R. Lutschinger.
Interessanter Weise liegen dem
Institut für Jagdwirtschaft und Jagdkunde (unpubl. data) Daten vor
die im Wildnisgebiet einen Zusammenbruch der Kleinsäugerpopulation
im Sommer 2009 aufzeigen. Daraus läßt sich schlußfolgern,
dass die Nahrungssituation im ersten Lebensjahr der 2009 frei gelassenen
Käuze sowohl im Wienerwald als auch im Wildnisgebiet unterdurchschnittlich
war. Das erklärt vermutlich einige kurz nach dem Ausfliegen.
2.4 Öffentlichkeitsarbeit:
Strategie zur Akzeptanzsicherung
Um den Projektbeginn
(2008) gab es insgesamt 16 x gezielte Berichterstattungen in diversen
Printmedien. So schrieben beispielsweise die Tageszeitungen NÖN,
Krone, Heute, Standard und die Salzburger Nachrichten über das Projekt.
Im Jahr 2009 konnte die Medienpräsenz weiter gesteigert werden. Insgesamt
lagen bis Jahresende 39 Beiträge in Printmedien vor.
Auch im Radio und Fernsehen gab es einige bemerkenswerte Beiträge:
So wurde im Jahr 2008 auf Radio Niederösterreich, in den Nachrichten
auf Krone-Hit sowie auf Ö1 in der Rubrik „Wissen Aktuell“
berichtet. Im Jahr 2009 wurden Beiträge bis zu einer halben Stunde
auf Radio Niederösterreich, Radio Wien und auf Ö1 (Dimensionen)
ausgestrahlt. Im Fernsehen war das Projekt im Jahr 2009 insgesamt sogar
7 x vertreten.
Darüber hinaus gestaltete das Habichtskauz-Team im Jahr 2009 eine
Eulenausstellung mit klarem Projektschwerpunkt. Am Veranstaltungsort sprach
man von 300.000 Besuchern im Jahr. Im Jahr 2010 kann die Ausstellung als
Wanderausstellung eingesetzt werden. Zahlreiche Informationsveranstaltungen
(z.B. Artenschutztagen im Tiergarten Schönbrunn und Tag der Artenvielfalt
in Pfaffstätten) rundeten unsere Öffentlichkeitsarbeit ab. Die
Öffentlichkeitsarbeit gipfelte im ersten Jahr in zwei Presseveranstaltungen.
Zum einen wurde die „Taufe“ der kleinen Habichtskäuze
mit den Kooperationspartnern und zahlreichen Journalisten im Kaiser-Pavillon
in Schönbrunn zelebriert, zum anderen gab es eine Feier zur Freilassung
im Wildnisgebiet Dürrenstein unter Beisein von Hr. Naturschutz-LR
Dr. Stephan Pernkopf.Die einzelnen Beiträge stehen auf der Projekthomepage
zum Download unter www.habichtskauz.at zur Verfügung.

Abbildung 6: Presseveranstaltung
„Habichtskauz-Taufe“ im Kaiser-Pavillon in Schönbrunn
2.5
Die Freilassung
22 Jungvögel konnten in den
beiden Regionen Wienerwald (n=13) und Wildnisgebiet Dürrenstein (n=9)
freigelassen werden. Vor der Freilassung wurden die Tiere in eigens für
die Wiederansiedlung errichtete Volieren zur Eingewöhnung gebracht.
Rund ein Monat hatten die Eulen Zeit um sich einzugewöhnen und ihr
neues Umfeld visuell und akustisch kennen zu lernen. Dann wurden sie jeweils
in den Abendstunden nach und nach freigelassen (vgl. Abbildung 7).

Abbildung 7: Freilassungsvoliere
im Biosphärenpark (Foto R.Zink)
2.5.1
Beringung
Für die Beringung
der Habichtskäuze wurden Spezialringe angefertigt. Die hohen Anforderungen
an Haltbarkeit, minimalem Gewicht und der Integration eines Mikrochips
(zwecks späterer Wiedererkennung der Vögel an high-tech Nistkästen)
konnten nur durch Anfertigung im Druckspritzgussverfahren umgesetzt werden.
Nach langwieriger Konzeption, Erwirkung von Patentrechten und in enger
Kooperation mit der deutschen Vogelwarte Radolfzell entstanden in zweijähriger
Arbeit hochqualitative Farbringe. Die Ringe haben einen Innendurchmesser
von 16mm und können zukünftig auch für andere Vogelarten
z.B. Raufußhühner, Schwarzstorch, Bussarde, Habichte etc. eingesetzt
werden. Die Mirkochips werden in zwei Ausnehmungen integriert.
2.6 Erfolgskontrolle
durch Telemetrie
Fünfzehn der
freigelassenen Käuze wurden mit Sendern ausgestattet und ihre Position
bzw. ihr Verhalten täglich kontrolliert. Die erhobenen Daten geben
uns wertvollen Aufschluss über die Lebensraumansprüche und über
die Abwanderung der Tiere im ersten Lebensjahr. Zwischenzeitlich haben
sich die freigelassenen Eulen bis zu 25km vom Freilassungsplatz entfernt.
Im Herbst waren sie auf der Suche nach geeigneten Wintereinständen.
Wegen der ausgebliebenen Buchenmast sind gerade im Jahr 2009 die Kleinsäuger-Populationen
auf ein Minimum des vorjährigen Bestandes zusammengebrochen. Dadurch
gab es unter den unerfahrenen Jungvögeln bereits nach wenigen Wochen
Ausfälle (6 (67%) im WGD und 2 (33%) im BPWW). Jene Vögel die
bis zum Winter überlebten scheinen sehr vital zu sein. Bis zur Berichtlegung
Ende Januar 2010 gab es trotz erheblicher Schneemengen und Temperaturen
bis -20 Grad keine weiteren Ausfälle. Die genaue Überlebensrate
lässt sich nicht eruieren zumal nur 15 (68%) der 22 freigelassenen
Vögel besendert wurden. Die Sterblichkeit liegt zwischen 41% und
(bei der unwahrscheinlichen Annahme, dass alle Käuze ohne Sender
verendet sind) 73%. Im internationalen Vergleich sprechen diese Zahlen
eher für überdurchschnittliche Überlebensraten zumal die
Werte im langjährigen Mittel einer finnischen Studie bei 63% (32-83%)
liegen (Saurola 2009).

Abbildung 8: Aufenthaltsorte
von Habichtskauz „Strixi“ (Dürrenstein) im Jahr 2009

Abbildung 9: Aufenthaltsorte
von Habichtskauz „Fiwi“ (Wienerwald) im Jahr 2009

Abbildung 10: Erfolgskontrolle
im Jahr 2009 freigelassener Habichtskäuze bis Mitte Februar 2010
2.7 Nistkästen
Seit Herbst
2008 wurden in den beiden Untersuchungsgebieten insgesamt 34 Nisthilfen
montiert (9 im Wildnisgebiet und 25 im Biosphärenpark). Sie dienen
in Zukunft zur Kontrolle brütender Paare und als Überbrückungshilfe
in Wirtschaftswäldern bis es wieder genügend Altholzzellen mit
natürlichen Baumhöhlen gibt. Da die Nisthilfen auch vom Waldkauz
angenommen werden, bieten sich hervorragende Möglichkeiten diese
Geschwisterart parallel zu studieren.
3. Diskussion und
Zusammenfassung
Zusammenfassend
lässt sich von einem erfolgreichen ersten Projektjahr berichten.
Trotz widriger Lebensumstände (Zusammenbruch der Nahrungsbasis, ungewöhnlich
harter Winter) haben die freigelassenen Habichtskäuze gut Fuß
fassen können. Im Jahr 2010 sind weitere Freilassungen geplant, sodass
es in Folge zu den ersten Verpaarungen kommen sollte. Wiederansiedlungsprojekte
brauchen Zeit – Zeit bis genügend selbständige Tiere überleben
um einen neuen Bestand aufzubauen. Nach den Erfahrungen aus Deutschland
(Scherzinger 2006) werden wohl ein bis zwei Jahrzehnte vergehen bis sich
einen Habichtskauz-Population neuerlich etablieren kann. Die erste Zwischenbilanz
hat gezeigt, dass die Art am Alpennordrand geeignete Lebensräume
für Nahrungserwerb und Überwinterung vorfindet. Entscheiden
für den langfristigen Erfolg der Wiederansiedlung wird letztlich
die Akzeptanz der Eule durch die Jägerschaft und die Unterbindung
widerrechtliche Abschüsse sein.
4. Literatur
Kühn,
R. (2008): Molecular genetic differentiation of European Ural owl (Strix
uralensis) population. Final Report, Center of Life and Food Sciences
Weihenstephan, Germany.
Saurola, P. 2009: Bad news and good news: population changes of Finnish
owls during 1982–2007, Ardea 97(4).
Scherzinger, W. 2006: Die Wiederbegründung des Habichtskauz-Vorkommens
Strix uralensis im Böhmerwald, Ornithologischer Anzeiger 45, 2-3,
P 97-156.
Steiner, H. 2007: Bewertung der Lebensräume im Wildnisgebiet Dürrenstein
sowie im Natura 2000-Gebiet Ötscher-Dürrenstein im Hinblick
auf ihre Tauglichkeit für die Wiederansiedlung des Habichtskauzes
(Strix uralensis). Im Auftrag der Wildnisgebietsverwaltung Dürrenstein,
pp.29.
Zink, R. 2007: Machbarkeitsstudie " Habichtskauz-Wiederansiedlung
im Biosphärenpark Wienerwald". Forschungsinstitut für Wildtierkunde
und Ökologie, Veterinärmedizinische Universität Wien, pp.60.
Kontakt
*Dr. Richard
Zink
Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
Savoyenstrasse 1, A-1160 Wien
Kontakt: habichtskauz@aon.at - weitere Information: www.habichtskauz.at
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